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Alles gleich viel wert?

Verfasst: Mi 22. Apr 2015, 22:29
von Kurowski
Ein theologisches Mantra der Kirchenleitung ist, dass alle kirchliche Arbeit prinzipiell gleich wert sei, und zwar aus theologischen Gründen.

Das war schon im Gesamtkonvent von Schleswig vor gut einem Jahr die durchgängige These von Prof Pohl-Patalong, es war auch die Überschrift über das Papier des Kirchenkreisrates für die Havetofter Konsultationen, sogar mit Rückgriff auf 1. Korinther 12.

Vordergründig ist das ganz passend: Ein Leib hat viele Glieder, keins soll das andere verachten, sich selbst höher dünken, wichtiger nehmen.

Man muss aber wissen, dass dies auf die vielfältigen Aufgaben einer GEMEINDE bezogen ist, und nicht ohne weiteres auf eine behördlich strukturierte Körperschaft öffentlichen Rechts wie die Nordkirche übertragbar ist.

Man muss auch wissen, dass Jesus in seinen Bildern vom Weinberg, Weinstock oder Feigenbaum sehr wohl radikal davon spricht, unfruchtbare Pflanzen(teile) rigoros ab- oder umzuhauen, und ins Feuer zu werfen.

Und schließlich ist es wirklich untlauterer Gebrauch der von Theologie, mit biblischen Schlagworten rationale Argumente vom Tisch wischen zu wollen.

Denn darum geht es letztlich. Es wird ja nicht mal dieses Prinzip der Gleichwertigkeit umgesetzt, wenn in dem dann folgenden Papier einseitig von den Landgemeinden verlangt wird, die Hauptlast der Kürzungen zu tragen, während sich Dienste und Werke lediglich auf einen Verzicht weiterer Steigerungen ihrer Budgets einstellen müssen.

Wirklich not-wendig in einer Krise wäre ja wirklich theologisch zu fragen: Was ist die Kernaufgabe unserer Kirche. Je näher ein kirchliches Arbeitsfeld an dieser Kernaufgabe wirkt, desto mehr muss es als "Pflicht" der Kirche gelten, je weniger der Bezug dazu erkennbar ist, desto mehr sollte man es als "Kür" bewerten.

Die Kernaufgabe ist (mit guter biblischer Begründung) in CA7 mit Verkündigung des Evangeliums und Verwaltung der Sakramente klar beschrieben.

Das Beschreiben von anderen Arbeitsfeldern als der Ortsgemeindlichen Tätigkeit als "Kür" oder womöglich als diesen Gemeinden "dienstbar" zugeordnet soll dabei keine Entwertung darstellen. Alles hat seinen Wert. Und nicht jeder Wert ist leicht messbar oder zählbar.

Aber Geld ist nunmal zählbar, Ressourcen sind endlich. Und es gibt Dinge, die sich Kirche nicht mehr leisten kann, obwohl sie wirklich "nice to have" sind.

Phi